Glück Auf ! – und allzeit: Gut Fahrt!
KLETTWITZ: Wer historische Momente sucht, der fand hier einen: Fast 50 Jahre nach der bergbaubedingten Unterbrechung heißt es seit 29. Juni wieder „Fahrt frei!“ zwischen Klettwitz und Kostebrau. OSL-Landrat Siegurd Heinze (v.l.), Lauchhammers langjährige Bürgermeisterin Elisabeth Mühlpforte, Schipkaus Bürgermeister Klaus Prietzel, Rainer Kula von der LMBV, Lauchhammers Bürgermeister Roland Pohlenz und Peter Sohst von der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung griffen zu den Scheren und gaben die neue Straße für den Straßenverkehr frei. Christina Küster war wenig später die erste offizielle Nutzerin. „Ich fahre hier jetzt auf kurzem Weg zur Arbeit“, sagte die Klettwitzerin auf ihrem Weg nach Lauchhammer.
Zuvor hatten Redner an die lange Vorgeschichte des Straßenbauvorhabens erinnert. „Die Abbaggerung der alten Straße und der Verlust gewachsener historischer Beziehungen nach Kostebrau war immer eine offene Wunde bei den Klettwitzern“, sagte Bürgermeister Klaus Prietzel, „und diese Wunde schließt sich heute. Ein guter Tag für unsere Orte und sicher auch die Region.“
Diesen Gedanken nahm auch Rainer Kula von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) auf. „Die neue und zugleich auch alte Straßenverbindung ist ein lebendiges Beispiel für das Zusammenwirken von Sanierungsbergbau und Zukunftstechnologien wie der Windkraft“, so Kula. Peter Sohst erinnerte an den geotechnischen und letztlich auch finanziellen Aufwand, der mit dem Bauvorhaben einherging. „Alles in allem wurden hier 6 Millionen Euro verbaut“, so Sohst, „Dreiviertel davon trug der Bund. Der Sanierungsbergbau hat hier seine Aufgaben erledigt, nun kommt die Nutzung der Bergbaufolgelandschaft in Fahrt.“
Dem schloss sich Landrat Siegurd Heinze, der für den Termin seinen Urlaub unterbrochen hatte, an. „Man kann allen Beteiligten nur danken und an dieser Stelle optimistisch in die Zukunft blicken.“ Passend dazu stellte Ralph Heinen vom Windparkbetreiber Ventotec aus dem ostfriesischen Leer weitere Investitionen in die nahegelegenen Standorte in Aussicht.
Seit der politischen Wende im Lande hatten Kostebrau und Klettwitz auf eine Wiederherstellung der Straße gedrängt. Das Vorhaben fand Eingang in die Sanierungspläne und wurde schließlich von der LMBV in Form einer 5,1 Kilometer langen Straße verwirklicht. Zuvor mussten tiefe Restlöcher des früheren Braunkohlenbergbaus beiderseits des heutigen Windparks Klettwitz verschlossen werden. Auf Grund der nahezu unüberbrückbaren Höhenverhältnisse führt die neue Straße nicht mehr in das Kostebrauer Oberdorf, sondern in den tiefer gelegenen Bereich des dortigen Ortseinganges. Wirtschafts- und Wanderwege ergänzen das neue Verkehrsnetz.
„Die neue Straße bringt der Land- und Forstwirtschaft sowie dem Windparkbetreiber deutlich kürzere Wege“, begründet Prietzel den Straßenbau, „denn längst hat die Tagebaufolgelandschaft auch eine wirtschaftliche Bedeutung. Eine gewisse Umstellung wird die Straßeneröffnung allerdings für die Anwohner der Kostebrauer Straße in Klettwitz mit sich bringen, denn hier enden letztlich auch 40 Jahre Sackgasse.“ Gemeinsam mit Kostebrau hatte sich Schipkau erfolgreich für eine Begrenzung des Schwerverkehrs eingesetzt. Bereits im Jahre 2004 hatte die Gemeinde die Kostebrauer Straße innerhalb der Ortslage Klettwitz passend zu den neuen Parametern ausgebaut.