Aus der Not eine Tugend: Katholiken und Protestanten feiern gemeinsame Andachten
KLETTWITZ: In der altehrwürdigen Kirche des Ortes geschieht dieser Tage Ungewöhnliches. Erstmals seit 470 Jahren finden hier zur Zeit wieder katholische Gottesdienste und Andachten statt. Grund dafür sind Bauarbeiten, welche gegenwärtig an der katholischen Klettwitzer Herz-Jesu-Kirche stattfinden. Hier müssen marode Teile des Dachgebälks ausgetauscht werden.
„Die evangelischen Christen haben zur Zeit keinen Pfarrer, und die katholischen Christen keine Kirche“, erklärte Pfarramtsadministrator Peter Krahl von der katholischen Gemeinde dazu, „und was liegt da näher, als aus dieser Notlage eine Tugend zu machen. Wir überwinden Trennendes und finden zu gemeinsamen ökumenischen Andachten in der evangelischen Kirche zusammen.“
Bereichert wurden die zurückliegenden Sommerandachten dabei jeweils durch junge Gäste, die in der Annahütter Jugendfreizeitstätte „Ökotanien“ ihre Ferien verbrachten. So gestaltete der Mädchenchor aus dem oberlausitzer Schirgiswalde ein kleines Konzert. „Wenig später begrüßten wir eine Jugendgruppe aus dem polnischen Zielona Góra, die professionell Lieder vortrugen, obwohl sie sich erst Tage zuvor in Annahütte kennenlernten“, so Pfarrer Krahl.
Während die gemeinsamen Sommerandachten mit dem Ferienende ihren Abschluss finden, bleibt die katholische Kirchengemeinde voraussichtlich noch bis Oktober Gast in der evangelischen Kirche. Anno 1540 wurde in Klettwitz wie in vielen weiteren Orten rings um Senftenberg die Reformation vollzogen und die Lehren Martin Luthers durchgesetzt. Erst 1909 entstand in Klettwitz mit dem Aufblühen des Bergbaus und dem Zuzug vieler Menschen aus katholischen Gebieten wieder eine katholische Kirche.