„Von wegen tot: Annahütte ist die Zukunft“
ANNAHÜTTE: Der Verein Aktion-Umwelt für Kinder feierte kürzlich sein 20. Bestehen und zog dabei eine positive Bilanz. Dazu passend lud man zu einem Tag der offenen Tür in „Ökotanien“ ein. Es wurde ein Tag des Dankens.
Ökologisch orientiertes Freizeitzentrum, Familienfreizeitstätte, Erlebnisspielplatz: Schon die unterschiedlichen Bezeichnungen für „Ökotanien“ zeigen, dass es sich bei der 1936 entstandenen früheren „Annahütter Badeanstalt“ um eine vielseitige und wandlungsfähige Einrichtung handelt, die mittlerweile zwölf Jahre existiert und jährlich tausende Gäste anzieht.
Gefeiert wurde zunächst das 20. Bestehen des Vereins Umwelt für Kinder. Vereinschef Rainer Güttler war der erste Redner, der die erfolgreiche Entwicklung in Annahütte Revue passieren ließ und dabei viele Dankesworte verteilte. „Aktuell ist hier wieder das deutsch-polnische Sommercamp im Gange“, so Güttler, „und auch diese grenzüberschreitenden Aktivitäten sind inzwischen eine unserer Erfolgsgeschichten.“ Darauf erhob man das Glas.
Bärbel Dominok erinnerte an das Entstehen des Vereins, welcher heute 21 Mitstreiter vereinigt, die sich für eine gesunde Entwicklung von Kindern einsetzen. „1990 untersuchten wir im Auftrag des Cottbuser Hygieneinstituts 350 Kinder in Annahütte und Umgebung“, so Frau Dominok, „und die Ergebnisse waren besonders bei Atemwegs – und Hautkrankheiten erschreckend.“ Die hohe Schwermetallbelastung der Kinder war Ausgangspunkt für das Engagement örtlicher und auswärtiger Aktivisten und führte zur Vereinsgründung. Gemeinsam mit der Annahütter Lehrerin Christa Eiselt organisiert man seither für Annahütter Kinder Erholungsreisen in die Schweiz. Die Katja Ebstein-Stiftung ermöglichte Kuraufenthalte an der Nordsee. „Heute sind die Annahütter Kinder geheilt“, fasste Bärbel Dominok glücklich zusammen.
Die Existenz des Vereins ist eng mit Annahütte und „Ökotanien“ verbunden, und so erinnerten weitere Redner an die wechselvolle jüngere Geschichte des Ortes. „Die leider unumgängliche Schließung des beliebten Freibades führte zunächst zu großer Enttäuschung bei den Einwohnern“, so Bürgermeister Klaus Prietzel, „doch längst sei man stolz auf die Einrichtung.“ Die Gemeinde investierte seither und errichtete unter anderem vier Holzhäuser, um bessere Übernachtungen zu ermöglichen. Prietzel nutzte die Gelegenheit und überreichte Blumen an die davon sichtlich überraschte Chefin vor Ort, Manuela Kropp (l.). Wenig später folgten Spielgeräte mit OSL-Logo, welche Landrat Siegurd Heinze mitbrachte. „In Annahütte gab es nach der Wende viele Enttäuschungen“, so der Landrat, „aber man hat hier nie aufgegeben. Heute ist Ökotanien für uns eine Selbstverständlichkeit und macht Mut, sich auch weiterhin neuen Dingen zu stellen.“
Ähnliches Lob zollte OSL-Amtsarzt Klaus Bethke von fachlicher Seite. „Der Wegfall der umweltverpestenden Industrie war zwar gut, brachte aber mit hoher Arbeitslosigkeit neue Probleme mit sich“, so der Amtsarzt, „und so kann man dem Verein nur dafür danken, dass er den Kindern fröhliche Stunden bereitet.“ Bethke brachte Zahlen mit, wonach der Sozialstatus der zur Einschulung untersuchten Schipkauer Kinder fast genau dem Landesdurchschnitt entspricht. 13 Prozent verfügen demnach über einen niedrigen Sozialstatus, 59 Prozent sind der Mitte zuzuordnen und rund 28 Prozent zählen zur Gruppe mit hohem Status.
20 erfolgreiche Jahre basieren auf vielen erfolgreichen Helfern, und so wurden ganze Körbe voller Blumensträuße in das Festzelt getragen. Das letzte Wort erhielt danach Manfred Stolpe, Ehemann von Vereins-Schirmherrin Ingrid Stolpe. „Ich kenne Annahütte schon seit den späten 1980er Jahren“, so der frühere Ministerpräsident und Bundesverkehrsminister, „hier fand nach der Wende einer der schwersten Umbrüche statt.“ Stolpe lobte die Annahütter Eigenschaft, trotz heutiger Ellenbogengesellschaft miteinander nach Lösungen zu suchen. „Hier hat sich ein kleines Wunder ereignet, und so ist Annahütte kein Ort des Niedergangs und auch nicht tot, sondern ein leuchtendes Vorbild und damit Zukunft für uns alle!“