Klettwitz feiert Reformationsjubiläum
KLETTWITZ: Fast auf den Tag genau jährt sich am letzten Juni-Sonntag zum 475. Mal die Gründung der Evangelischen Kirchengemeinde Klettwitz. Dazu findet ab 14 Uhr ein festlicher Gottesdienst in der Kirche am Marktplatz statt. Als Festpredigerin wird Kirchentagspräsidentin Dr. Ellen Ueberschär erwartet.
1517 schlug Martin Luther der Überlieferung nach seine 95 Thesen über den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Seine Hammerschläge hallten förmlich durch das ganze damalige Kurfürstentum Sachsen und erreichten 1539/40 auch die Markgrafschaft Meißen und damit Senftenberg, Klettwitz und Umgebung.
Hier trat 1539 Heinrich der Fromme sein Amt als Herzog von Sachsen und zugleich Markgraf von Meißen an. Heinrich war auf Drängen seiner Ehefrau ein Anhänger Luthers und ordnete sofort für die Hauptorte seines Herzogtums, u.a. Senftenberg, die Einführung des Gottesdienstes nach lutherischer Ordnung an. 1540 folgte die Fläche, und so wurden Klettwitz und andere Orte am Tage Peter und Paul evangelische Gemeinden.
475 Jahre später möchte die Kirchengemeinde dieses Jubiläum, sozusagen die Geburtsstunde der Evangelischen Kirche in der Region, mit einem festlichen Gottesdienst würdigen. Mitwirken werden dabei die Kirchenchöre aus Senftenberg und Klettwitz mit Teilen der „Schubert-Messe“ sowie die Kinder der Christenlehre. Ebenso wird auch eine Abschrift der Kirchenchronik veröffentlicht, welche auf die vergangenen Jahrhunderte eingeht. In mühevoller Kleinarbeit wurden dafür altdeutsche Handschriften in heutiges Deutsch übersetzt. Herausgekommen ist dabei nicht nur eine namentliche Aufzählung aller 43 bisher in Klettwitz wirkender Pfarrer, sondern auch ein anschaulicher Blick auf knapp fünf Jahrhunderte Orts – und Regionalgeschichte.
Neben den guten Zeiten wie dem Aufblühen des Braunkohlenbergbaus, finden sich traurige Momente wie Kriege, Hungersnöte und Unwetter. Für Schmunzeln sorgen manche Überlieferungen am Rande. So heißt es in einem Bericht aus dem Jahre 1575, dass der damalige Pfarrer nicht besonders gelehrt - und in seinen Lebenswandel übel berüchtigt sei. Ein schlechtes Zeugnis bekommt der Kirchenrat 1762. Seinerzeit beschwerte sich der Pfarrer, dass ihn „der Regen manches Mal bei Nacht aus dem Bette gejagt hat“, Grund war das marode Pfarrhausdach. Auch die Klettwitzer Kirche schien damals in einem schlechten Zustand zu sein, denn der Geistliche klagte, dass ihm „der Wind das Maul voll Sand warf, wenn ich an heiliger Stelle reden musste“. Wenig später wurde die Kirche mit Feldsteinen ausgepflastert.
Aktuell zählt die Klettwitzer Kirchengemeinde, zu der auch die evangelischen Christen in den Orten Annahütte, Drochow, Meuro und Schipkau zählen, rund 600 Gemeindeglieder. „Gemeinsam freuen wir uns auf ein fröhlichen Festgottesdienst“, so Pfarrer Christian Raschke, „und blicken zuversichtlich auf die kommenden Jahre“.