Schipkau trauert um Siegfried Matthe
KLETTWITZ: Mit Bestürzung reagierten Vertreter der Gemeinde Schipkau auf den plötzlichen Tod des langjährigen Klettwitzer Bürgermeisters und späteren Ortsvorstehers Siegfried Matthe. Wenige Wochen vor seinem 74. Geburtstag erlag er am Freitag den Folgen einer Erkrankung. „Sigi Matthe hatte sich zwar aus den tagesaktuellen Entwicklungen im Gemeindeleben zurückgezogen“, so Bürgermeister Klaus Prietzel, „aber trotzdem war er uns noch immer ein guter Freund und wichtiger Ratgeber.“ Der Bürgermeister sowie die Vorsitzende der Gemeindevertretung, Petra Quittel, drücken den Angehörigen ihr aufrichtiges Mitgefühl aus.
Der gebürtige Senftenberger Siegfried Matthe führte die Liebe nach Klettwitz, wo er später auch eine Familie gründete. Beruflich war er über Jahrzehnte vorrangig im früheren Tagebau Meuro als Messtechniker tätig. Im Ehrenamt engagierte er sich ab 1977 im Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde, zudem später auch im Verkehrssicherheitsaktiv.
Erste Berührungspunkte mit der Kommunalpolitik datieren auf den Sommer 1989, als sich in Klettwitz Stimmen gegen die geplante komplette Abbaggerung des Ortes mehrten. In den ersten freien Kommunalwahlen 1990 wählten ihn die Klettwitzer mit großer Stimmenzahl in die Gemeindevertretung, wo er das Amt des Vorsitzenden übernahm. Nach dem Wechsel von Bürgermeister Wilfried Brödno in die neu geschaffene Amtsverwaltung Schipkau übernahm Siegfried Matthe 1993 das Amt des Bürgermeisters. Nach der Großgemeindebildung fungierte er – stets mit großer Mehrheit gewählt – weiter als Ortsvorsteher. „2008 entschied er sich trotz vieler anderslautender Bitten, nicht wieder zur Wahl anzutreten“, so sein Nachfolger, der heutige Ortsvorsteher Dietmar Woznica, „verdient hatte er sich den Ruhestand allemal.“
In die Amtszeit Siegfried Matthes fielen wegweisende Entwicklungen. So arbeitete die Klettwitzer Gemeindevertretung bereits ab 1990 an Plänen, den Automotorsport in das Gemeindegebiet zu holen. Nach aufwändigen Planungen und schwankenden Erfolgsaussichten wurde der Lausitzring schließlich im Jahr 2000 eröffnet. Ins gleiche Jahr fiel auch die Inbetriebnahme des damals europaweit größten Windparks. Hier hatte sich Matthe, unterstützt von seiner Gemeindevertretung, für das Projekt engagiert. Persönliche Angriffe, die er dazu aus der teils von außerhalb angereisten Öffentlichkeit hatte hinnehmen müssen, beschäftigten ihn noch lange.
„Zwanzig Jahre später ist nun ein guter Teil unseres heutigen Wohlstandes der Weitsicht von Siegfried Matthe zu verdanken“, so Bürgermeister Klaus Prietzel. Ähnlich äußerte sich auch Siegurd Heinze, langjähriger kommunalpolitischer Weggefährte Matthes und heutiger Landrat. „Siggi Matthe hatte stets einen solidarischen Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand des eigenen Ortes hinaus“, so Heinze, „und damit trug er ganz entscheidend zum Erfolg des damaligen Amtes Schipkau und der späteren Einheitsgemeinde mit ihren sechs Ortsteilen bei.“
Stets war Siegfried Matthe begeisterter Sänger, und so engagierte er sich bis zuletzt im Klettwitzer Kirchenchor sowie einem weiteren Chorprojekt. Aktiv war er dazu auch im örtlichen Fastnachtsverein und im Traditionsverein Schacht Klettwitz, der sich dem Erhalt des stillgelegten Bergbaurelikts verschrieben hat. Und dann war da noch der „Fünfhunderter“, ein liebevoll restaurierter Trabant, mit dem man Siegfried Matthe – natürlich nur bei optimalstem Wetter – auf der Straße sah.
Die Gemeinde Schipkau sagt: Danke für alles – und lebe wohl, Siegfried Matthe.