Rückblick: Barocke Musikpracht in Klettwitz
KLETTWITZ: Nach zweijähriger pandemiebedingter Unterbrechung wurde Mitte Juni wieder zu einem besonderen musikalischen Leckerbissen in die Klettwitzer Kirche eingeladen. Das junge Ensemble der Camerata Lusatia präsentierte mit der Messe in E-Moll des böhmischen Komponisten Jan Dismas Zelenka prächtige Musik, welche erstmals 1739 erklang. Das Konzertprogramm stand unter dem Motto „Dank nach wunderbarer Genesung“ und sollte damit bewusst an die weithin überstandene Pandemie erinnern. Es sangen und musizierten Ausführende aus den Reihen des Staats – und Domchors Berlin, der Berliner Singakademie sowie Musiker aus dem gesamten Bundesgebiet. Das Ensemble, welches in historisch überlieferter Aufführungspraxis musiziert, wurde wieder von dem auf diesem Gebiet spezialisierten Manuel Nickert geleitet.
Rund 200 Konzertgäste lauschten 70 Minuten aufmerksam virtuoser Musik, die in dieser Form und Qualität in Klettwitz und Umgebung wohl noch nicht zu hören war. Zelenka hatte die Messe 1739 dem Dresdner Hof vorgelegt und dabei sicher auch – ähnlich wie Johann Sebastian Bach – auf Anerkennung gehofft. Der Musikgeschmack des jungen Kurfürsten Friedrich August III. richtete sich jedoch auf die „italienische Manier“. Meister dieses Fachs mit europäischer Ausstrahlung war seinerzeit Johann Adolf Hasse, der in Dresden Hofkapellmeister war und an dem folglich niemand vorbeikam. Entsprechend virtuos und lebendig kam die Messe daher, welche die Musiker nach eigenem Bekunden forderte. Die besondere Akustik der Klettwitzer Kirche formte aus dem kleinen Ensemble ein veritables Hörerlebnis, welches die Zuhörer am Ende förmlich von den Plätzen riss. Stehender Applaus und Jubel waren berechtigter Lohn für die Ausführenden. Den schwungvollen, teils rasanten Passagen der Messe folgte mit Heinrich Isaacs gut zweihundert Jahre älterem vierstimmigen Chorsatz „Innsbruck ich muss dich lassen“ ein ruhigere Zugabe mit fast ergreifender Wirkung.
Das Konzert ist der inzwischen sechste Auftritt des Ensembles, welches sich eben für diesen Zweck gründete und daher mit dem lateinischen Begriff der „Lusatia“ schon die Lausitz im Namen führt. Für die örtliche Kirchengemeinde ist ein derartiges Konzert stets eine besondere Herausforderung. Umso mehr freuten sich die Organisatoren über die überraschend zahlreichen Besucher. Zahlreiche Konzertgäste hatten eine teils längere Anreise dafür in Kauf genommen.
Angesichts des großen Erfolgs hofft man in Klettwitz nun, auch weiterhin ein musikalisches Band zwischen den Metropolen und der Lausitz knüpfen zu können. „In dieser Hinsicht danken wir der Sparkasse Niederlausitz, dem Land Brandenburg sowie weiteren größeren und kleineren Sponsoren für die vielfältige, treue Unterstützung“, sagte Pfarrer Christian Raschke zum Konzertende. Nächster musikalischer Gast ist „Fahrradkantor“ Martin Schulze, der alljährlich auf einer seiner Radtouren in Klettwitz stoppt und hier am Freitag, 24. Juni, ab 18 Uhr deutsche und französische Orgelwerke aus der Zeit der Romantik zu Gehör bringen wird.