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Kirche Klettwitz

Vorschaubild Kirche Klettwitz
Vorschaubild Kirche Klettwitz

Eines der Glanzstücke der Niederlausitz ist zweifellos die Kirche Klettwitz. Der majestätische Bau erhebt sich in zentraler Lage inmitten des Dorfes und bietet tags als auch bei Nacht schon von weither einen beeindruckenden Anblick in der Silhouette der Gemeinde. Obwohl älteste Spuren der Besiedlung im Raum Klettwitz bis in die Bronzezeit zurückreichen, blieb die Region bis zum Ende des 12. Jahrhunderts nur sehr schwach besiedelt. Um 1250 beginnen die Herren auf Senftenberg mit der Gründung und Neuordnung von Siedlungen, wobei die hier ansässigen Slawen auch die „neue Bevölkerung“ darstellten. Darauf weisen noch heute viele Orte – und Familiennamen hin. Als erste Erwähnung des Dorfes „Cleticz“ gilt das Jahr 1370, als Heinrich von Köckritz auf Senftenberg seiner Frau Ermgard den Ort schenkte. Um diese Zeit wird der Bau der steinernen Kapelle (1) vermutet, welche noch heute als Eingangshalle zu der Kirche erhalten ist. In katholischer Zeit war die Kappelle ein Filial (Nebenstelle) der Kirche zu Wormlage und damit im Einflussbereich des Zisterzienserklosters Dobrilugk.

Mit der Reformation und der Umwandlungen eines bisher fronenden Pfarrbauern zur Pfarre wurde Klettwitz 1540 selbständige Parochie (Pfarrsprengel). Erster Pfarrer war „Mathias Nuedemii von Klettwitz“; eingepfarrt waren seither die Nachbarorte Meuro, Särchen (heute Annahütte) und Kostebrau mit der späteren Spiegelmanufaktur Friedrichsthal. Mit der Bildung der selbständigen Parochie kam es vermutlich auch zum Bau der eigentlichen Kirche, des heutigen Langhauses (2) als mittelalterliche Wehrkirche. Im Zuge der Restaurierung 1995 fanden sich ein alter Kamin, ein schwarzes Weihekreuz sowie die alte Kirchenpforte (am Durchgang zum Turm), in welcher die für die Niederlausitz typischen Näpfchen und Spalten eingeschliffen waren. Über Jahrhunderte hinweg litt man unter großer Armut, Epidemien und dem Kriegsgeschehen, insbesondere des Dreißigjährigen und des Siebenjährigen Krieges. Erst 1774 erfolgte eine barocke Umgestaltung der Wehrkirche. Der quadratische Westturm erhielt seine heutige Form und Höhe. Schon zu früher Zeit verfügte die Kirche über Orgel und Glocken. Trotzdem beklagte sich noch 1753 ein Pfarrer darüber, dass ihm „… der Wind so manches Mal das Maul voll Sand warf, wenn er an heiliger Stätte predigen muss!“ Mit dem Auffinden der Braunkohle setzte gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ein großes Wachstum ein. Die Dörfer entwickelten sich in wenigen Jahrzehnten zu Industriegemeinden, die Einwohnerzahl vervielfachte sich und es entstanden Fabriken, ein Krankenhaus, neue Schulen und ein Bahnanschluss. Im Jahre 1870 wurde in der Kirche zum letzten Mal von Pastor Friedrich Traugott Schlomka in wendischer Sprache gepredigt, fortan setzte sich die deutsche Sprache allgemein durch. Der wachsenden Gemeinde und dem Wohlstand folgend, kam es 1905 bis 1907 zum großen Um- und Erweiterungsbau nach Entwürfen des Berliner Architekten Wilhelm Blaue und des Regierungsbaurates Carl Weber. Nach Abbruch des alten Ostgiebels wurden die beiden Querschiffe und der Altarraum (3) angefügt, es entstanden 500 Plätze. Die Kirche wurde dem Jugendstil folgend neu eingerichtet und ausgemalt. Den Friedhof um die Kirche verlegte man schon vorher an eine andere Stelle, um Platz für diesen Bau zu schaffen. Im 1. Weltkrieg wurde das Bronzegeläut abgenommen und eingeschmolzen, erst 1921 ertönte ein neues dreistimmiges Stahlgeläut.

Die folgenden Jahrzehnte von Nationalsozialismus, 2. Weltkrieg und 40 Jahre DDR erschwerten das kirchliche Leben. Zudem beschloss 1984 der damalige Rat des Bezirkes Cottbus, Klettwitz bis zum Jahr 2004 abzureißen und dem Braunkohlenbergbau zu opfern. Die Einwohnerzahl sank rapide, Geschäfte schlossen, Gebäude und Infrastruktur verfielen zusehends. Am 3. Oktober 1990 läuteten die Glocken der zu diesem Zeitpunkt bereits einsturzgefährdeten Kirche aus dem Anlass der wiedererlangten stattlichen deutschen Einheit. Schnee lag am heiligen Abend auf der Orgelempore und im Sommer zogen Schwalben ihre Runden durch die zerstörten Fenster und nisteten in der Kirche. Ab 1991 blieb die Kirche geschlossen und befand sich bis 1996 in der Hand erfahrener Fachrestauratoren, u.a. der Denkmalpflege Berlin GmbH. Die Restaurierung der kunstgeschichtlich wertvollen Kirche wurde aus Mitteln der Landeskirche, des Landes Brandenburg, der Denkmalpflege und eigener Gelder finanziert. Insgesamt flossen 3,2 Mill. DM in die innere und äußere Wiederherstellung des Baues in der Fassung des Jahres 1906. Seit dem Abschluss der Restaurierung bemüht sich die Kirchengemeinde um eine möglichst vielfältige Nutzung der Kirche im Sinne der hier im früheren Braunkohlenrevier lebenden Menschen. Der geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung der Klettwitzer Kirche folgend, soll wieder ein geistiger und kultureller Mittelpunkt der Region am Rande des Windparks Klettwitz und des EuroSpeedway Lausitz (auch bekannt als „Lausitzring“) entstehen. Rundgang durch die Kirche Nachdem man die mittelalterliche Kapelle (1) nach rechts durchschritten hat, gelangt man durch die alte Nordpforte in das Langhaus (2). Dieser Raum stellte bis 1905 die eigentliche Kirche dar, zwei Emporen umzogen den damals eng wirkenden Raum. Heute fällt besonders die Scheinkassettendecke (1906) mit ihren 91 verschiedenen Motiven auf. An der Nordwand hängt ein lebensgroßes Kruzifix (Berlin, 1905).

Auf der Orgelempore befindet sich die 970. Orgel des Königlichen Hoforgelbaumeisters Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder mit 12 Registern. Die Orgel ist das vierte Instrument an diesem Platz, die erste Orgel kam bereits um 1740 aus dem sächsischen Pulsnitz. Die kleine Pforte unter der Orgelempore stellt den mittelalterlichen Westzugang dar, hier finden sich die eingeschliffenen Spuren früherer Zeiten. Im dahinterliegenden Turm wird die alte Turmuhr der Firma Georg Richter, Berlin aus dem Jahre 1905 präsentiert. Der Turm selbst hat eine Höhe von 40 Metern, trägt eine barocke Turmhaube und beherbergt das dreistimmige Stahlgeläut, die Uhr und die Schlagwerke. Auf dem Weg in Richtung Kirchenmitte gelangt man zum Taufstein, den Dr. Abraham Wunsch 1660 „aus tieffster Finsterniß“, so die Kirchenchronik in geheimnisvollen Worten, an das Tageslicht holte. Der Taufsteinaufsatz zeigt die Szene der Taufe Jesus am Jordan, die darunter befindliche Taufschale ist eine Stiftung des „Churfürstl. Sächs. Ambtschössers zu Senftenbergk Christian Pöler“ aus dem Jahre 1669. Über dem Taufstein hängt ein großer zwölfarmiger Kronleuchter des Klettwitzer Schmiedemeisters Bernhard Semisch (1906). An den Gestühlblenden um den Taufstein befinden sich mittelalterliche Gemälde unbekannter Herkunft mit biblischem Inhalt. Der Altar der Kirche stammt aus katholischer Zeit, über seine Herkunft ist nichts bekannt. Im Mittelteil befinden sich die Plastiken der Maria mit dem Christuskind auf dem Arm, dabei als Himmelskönigin auf der Mondsichel stehend. Rechts neben ihr steht Maria Magdalena, links davon der Heilige Martin, welcher seinen Mantel mit einem Arm zu seinen Füßen teilt. Auf dem Seitenflügel links oben ist die Heilige Barbara (Schutzpatronin der Bergleute) vor dem Turm zu sehen, in welchen sie der Vater sperrte. Da sie sich zum Christentum bekennt, will ihr Vater sie in der dargestellten Szene enthaupten. Links unten befindet sich die Plastik der Heiligen Margaretha, der im Kerker ein Drache begegnet, den sie jedoch mit erhobener Hand überwindet. Rechts oben ist die Heilige Katharina von Alexandrien, Tochter des Königs von Zypern in dem Moment dargestellt, da sie die Enthauptung erwartet. Sie hatte den Sohn des Kaisers Maxentius wegen ihres christlichen Glaubens abgewiesen und wurde deshalb getötet. Rechts unten ist die Heilige Dorothea zu sehen, welche ihren Peinigern trotz des Winters im christlichen Glauben einen Korb frischer Äpfel verspricht. Im Moment ihrer Enthauptung erscheint ein himmlischer Sendbote mit den Äpfeln. Vermutlich zum Zeitpunkt der barocken Umgestaltung der Kirche erhielt der vormalige Flügelaltar ein Aufsatzgemälde mit der Darstellung des Heiligen Abendmahls. Im Schnitzwerk links und rechts befinden sich die Wappen Meißens und Sachsens als Landesherrliche Symbole. In der Gewölbevierung über dem Altar sind die Symbole der vier Evangelisten dargestellt.

Die wechselvolle Geschichte findet sich auch in den Fenstern der Querschiffe wieder. Als Zeichen der frühesten Zugehörigkeit zum Marktgrafentum Niederlausitz ist der Lausitzer Stier dargestellt. 1448 bringen die Marktgrafen von Meißen das Amt Senftenberg in ihren Besitz, als Zeichen dafür die gekreuzten Meißner Schwerter. Die spätere Zugehörigkeit zum Kurfürstentum Sachsen ist im sächsischen Wappen dargestellt. 1816 muss Sachsen im Ergebnis des Wiener Kongresses große Teile der Niederlausitz abtreten, Klettwitz wird Teil der preußischen Provinz Brandenburg mit dem Symbol des Roten Adlers. Der Kirchhof wurde im Zuge der Sanierungsarbeiten 1995 neu gestaltet. Dichtes Gestrüpp und morsche Bäume verschwanden zu Gunsten einer wieder sichtbaren Kirche, die dabei vorgefundenen alten Grabsteine wurden als Wegeinfassung wieder verwendet. Am Nordrand des Kirchenhofes vor dem Giebel der alten Dorfschule und Kantorei befindet sich das gusseiserne Grabdenkmal der Familie Krüger (4). Der Königl. Preußische Hofrat Johann Christian Gottfried Krüger setzte dieses Denkmal 1835 auf die Grabstätte seiner Eltern, vermachte der Dorfschule ein finanzielles Geschenk und begründete so die „Krüger-Stiftung“, welche bis 1945 die jährlich besten Schüler auszeichnete.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Kirche wurde das Denkmal für die Gefallenen (5) des 1.Weltkrieges erreichtet. Die nationalen Symbole, der laubumkränzte Helm und der Adler, nahm man nach 1945 ab und vergrub sie neben dem Denkmal, 1995 wurden sie ebenfalls freigelegt. Spendenkonto zum Erhalt der Kirche: Kto.-Nr.: 156 190 50 17 BLZ: 350 601 90 Bank für Kirche und Diakonie Quelle: Die geschichtlichen Angaben wurden z.T. der Broschüre „Dorfformen im Westen der Herrschaft Senftenberg“ von Konrad Passkönig, Kreismuseum Senftenberg 1997 entnommen. Text: Martin Konzag

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